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Schulnoten - guter Leistungsindikator oder unnötige Stressquelle

Schulnoten - guter Leistungsindikator oder unnötige Stressquelle

Seit Jahrhunderten verlassen wir uns auf Schulnoten. Aber sind Schulnoten überhaupt sinnvoll oder schaden sie eher Kindern beim Lernen? 

 

Inhalt

Einleitung

Ein Kind sitzt an seinem Tisch und ärgert sich über die Zensur in der letzten Klassenarbeit, vielleicht weint es auch. Dabei hat es eine 3 bekommen, das ist doch eigentlich eine gute Note, oder? Warum soll denn eine 3 so schlimm sein?

In deiner Klasse gibt es bestimmt so jemanden. Er oder sie erzählt ständig, dass die aktuellen Noten nicht gut genug sind. Dabei hat das Kind durchweg gute Noten. Aber was ist eigentlich eine gute Note? Bestimmen die Ergebnisse von Klassenarbeiten und Co. wie gut man in der Schule ist? Und: Brauchen wir Benotung überhaupt?

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Geschichte der Benotung

Noten in ihrer ursprünglichen Form gibt es seit dem Mittelalter. Der religiöse Orden der Jesuiten verwendete sie erstmals in ihren Klosterschulen. Auch damals gab es schon unterschiedliche Klassenstufen und wer eine Klasse aufsteigen wollte, musste sich in einer Prüfung beweisen. Diese Prüfung konnte mit der Note 1 bis 5 bewertet werden. Die Note 6 gab es also damals noch nicht. Erst 1938 wurde ein einheitliches System mit den Noten 1 bis 6 in Deutschland eingeführt. Der Grund war, dass Lehrer viele Schüler mit der Note 3 bewerteten, da sie die genaue Mitte zwischen 1 und 5 bildeten. Mit einer geraden Zahl an Noten fällt die Bewertung genauer aus. In den 1970er Jahren gab es eine weitere Änderung: Das Punktesystem für die Oberstufe (0 bis 15). Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Punktesystem auch in Ostdeutschland eingeführt. 

Wenn wir jetzt noch mal zurückspringen in das 19. Jahrhundert, finden wir hier die ersten Kritiken am Benotungssystem. Es wurden Alternativen entwickelt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es die ersten Waldorf- und Montessorischulen. Dort gibt es erst ab der Oberstufe Noten. Vielen Lehrern fiel nämlich auf, dass Noten einen großen Druck auf die Schüler ausübten. So verließ man sich lieber auf schriftliche oder mündliche Beschreibungen der Leistungen. Das lässt deutlich mehr Raum für Differenzierungen (auf Details wie persönliche Vorgeschichte, mögliche Einschränkungen und vieles mehr achten) und wirkt nicht so plump wie eine Zensur ohne Erklärung.

Mehr zur Geschichte der Benotung findest du hier 

 

Bedeutung von Benotungen

Aber welchen Nutzen haben Noten denn nun überhaupt?

Schulnoten sollen den aktuellen Leistungs- oder Kenntnisstand eines Schülers in einem speziellen Themenbereich widerspiegeln. So zumindest in der Theorie. Sie sind eine knappe, allgemein verständliche aber auch vereinfachte Form des Feedbacks. Durch sie sollen Anreize und Motivation geschaffen werden. Leider ist diese meist eher negativ ausgeprägt. Man hat weniger Lust auf gute Noten, sondern eher Angst vor schlechten. Natürlich erfolgt diese Form des Feedbacks nicht nur an die Schüler, sondern auch an die Eltern. 

Eine Note ist auch eine Form des Lobes oder eben eines Tadels, je nachdem welche Note man bekommt. Gleichzeitig kann ein Lehrer damit die Leistung einzelner Kinder in Kontext zur gesamten Klasse setzen. Damit weiß man dann, ob ein Schüler besser oder schlechter als der Durchschnitt der Klasse abgeschnitten hat. Auch kann man eine Note mit vorangegangenen Zensuren vergleichen und feststellen, ob man sich verbessert oder eher verschlechtert hat. Lehrer nutzen Noten auch, um Prognosen für die Zukunft anzustellen. Zum Beispiel wird am Ende der Grundschule, aufgrund des letzten Zeugnis, eine Empfehlung ausgesprochen. Eine Empfehlung, ob ein Kind eher auf ein Gymnasium oder eine Oberschule gehen sollte.          

Noten haben also einige Funktionen und Vorteile, die man nicht verneinen kann. Du kannst dir aber bestimmt denken, dass es dabei auch einige Nachteile gibt, die bisher nicht beachtet wurden. Wir haben die wichtigsten davon zusammengefasst.

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Nachteile von Schulnoten

Diese stark vereinfachte Form der Leistungsbewertung bedeutet Probleme, nämlich für die Fähigkeiten, die bei der Benotung nicht beachtet werden. Dazu zählen Kreativität, kritisches Denken und soziale Kompetenz. Auch der Lernaufwand wird nicht mit einbezogen. Ein Kind ohne Vorwissen hat es deutlich schwerer, ein Themengebiet zu erforschen als ein Kind mit Vorwissen. Wenn beide Kinder dann bei der Klassenarbeit zu dem Thema dieselbe Note bekommen, hat das Kind ohne Vorwissen ja mehr Aufwand betrieben. Das spiegelt sich aber in der Note nicht wieder.  

Dann sind natürlich auch die Lehrer, die die Noten vergeben, ein Faktor. Auch Lehrer sind nur Menschen. Sie haben unterschiedliche Maßstäbe für Leistungen, vor allem bei Gruppenarbeiten, mündlichen Leistungskontrollen und kreativen Projekten. 

Auch sendet es falsche Signale an die Schüler. Diese sind dann eher auf die gute Note als auf den eigentlichen Lernprozess fokussiert. Vielleicht hast du schon mal vom Bulimie-Lernen gehört. Viele Schüler neigen dazu, kurz vor der Leistungskontrolle so viel wie möglich Inhalte zu lernen. Das führt dazu, dass sie es kurz nach der Arbeit wieder vergessen. Somit war das Lernen komplett sinnlos.

Das Feedback, was man erhält, ist kaum aussagekräftig. Klar, man weiß ob es eine gute oder schlechte Leistung war. Aber es gibt kaum Rückmeldungen, was man jetzt genau gut oder schlecht gemacht hat und es fehlt eine Empfehlung vom Lehrer, mit welchen Inhalten man sich nochmal beschäftigen sollte. 

Noten wirken manchmal auch wie Stempel, die einem aufgedrückt werden. Es gibt die guten Schüler, die überall eine 1 oder eine 2 haben. Dann gibt es noch die schlechten Schüler, die vielleicht auch mal eine 4 oder 5 bekommen. Das wirkt sich auf die Selbstwahrnehmung aus: Einige werden eventuell arrogant, andere eventuell unsicher aufgrund der Noten. Bei einigen setzt dann Frust, Ablehnung oder Resignation ein. Das kann die Motivation zum Lernen nachhaltig schädigen. 

Wir halten also fest: Noten und Zensuren haben ihre Vorteile und Nachteile. Was kann man tun, um die Anzahl an Nachteilen zu verringern und welche Alternativen gibt es?

LeviThias Cube Club Online Lehrer und Schüler sprechen über Lernleistungen

 

Alternativen zu den klassischen Schulnoten

Eine Möglichkeit ist, statt der Noten eine Beschreibung der Leistungen zu verfassen, sozusagen einen detaillierten Bericht über die Lernfortschritte. 

Auch das Prinzip des Portfolios bietet sich an. Hier werden über einen längeren Zeitraum Projektergebnisse gesammelt und dann zusammen bewertet. So kann neben der Leistung auch der Lernprozess beurteilt werden. 

Man kann Leistungen auch im Gespräch zwischen Schüler und Lehrer analysieren. Hier kann der Schüler lernen, sich selbst einzuschätzen und der Lehrer kann auf die Stärken und Entwicklungsbereiche des Schülers eingehen. 

Anstelle von Noten bieten Prozentsätze (also erreichte Punkte im Verhältnis zu der maximal erreichbaren Punktzahl) eine differenzierte Methode, um eine Leistung zu bewerten. 

Mit der Digitalisierung kamen ebenfalls neue Bewertungsmethoden auf. Sie bieten die Möglichkeit einer kontinuierlichen Bewertung auf Basis von Algorithmen. Damit fällt auch die subjektive Betrachtungsweise des Lehrers weg.

 

Fazit

Was ist denn jetzt also die beste Möglichkeit eine Lernleistung in der Schule zu beurteilen? Nun, eine eindeutige Antwort gibt es leider nicht. Es gibt wohl keine perfekte Bewertungsmethode. Eine bunte Mischung würde wohl eine gute Lösung sein. Teilweise eine vereinfachte Darstellung, um die Leistung mit anderen vergleichen zu können. Teilweise eine umfangreiche Einschätzung der Fähigkeiten, um zu ermitteln, was gut läuft oder zukünftig noch besser laufen kann. Am Ende geht es in der Schule darum, aus Kindern gebildete und handlungsfähige Erwachsene zu machen. Das wird aber nicht gelingen, wenn wir mit schlechten Noten Kindern das Selbstvertrauen kaputt machen und den Spaß am Lernen durch Leistungsdruck rauben.  

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