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Hilfe! Mein Kind tut sich weh! - Teil 2: Was kann ich tun?

Hilfe! Mein Kind tut sich weh! - Teil 2: Was kann ich tun?

Ihr Kind zeigt Spuren von selbstverletzenden Verhalten? Lassen Sie es damit nicht alleine und hilflos lassen. Nun die Frage: Wie können Sie passende Unterstützung anbieten? Darum soll es bei diesem Blogbeitrag gehen. 

 

Inhalt


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Wie kommt es zum selbstverletzendem Verhalten?

In unserem letzten Blogbeitrag haben wir uns mit dem Begriff “Selbstverletzendes Verhalten” beschäftigt und welche Formen das annehmen kann. Dieser Sammelbegriff umfasst jegliche Maßnahmen der Selbstverletzung, die nicht auf einen Selbstmord abzielen. 

Wenn Sie den Artikel bereits gelesen haben, kam bestimmt der Gedanke auf: “Dafür kann es dafür ja bestimmt keine eindeutige Ursache geben, oder?”.

 

Welche Ursachen gibt es für selbstverletzendes Verhalten?

Und da haben Sie vollkommen recht! Wie bei den meisten medizinischen Problemen sind mehrere Faktoren für das Auslösen oder die Entwicklung (positiv wie negativ) verantwortlich. Mögliche Ursachen lassen sich wieder, der Übersicht wegen, zu Kategorien zusammenfassen. 

  1. Psychische Gesundheitsprobleme: Oft leiden Jugendliche unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Besonders bekannt für die Thematik sind auch die Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Das ist eine Bewältigungsstrategie, um mit emotionalen Schmerzen umzugehen.
  2. Emotionale Belastungen: Der Umgang mit starken negativen Emotionen wie Wut, Trauer, Einsamkeit oder Scham kann für manche schwer werden. Selbstverletzendes Verhalten kann vorübergehende Erleichterung bieten oder als Ausdruck innerer Qualen dienen.
  3. Traumatische Erfahrungen: Traumatische Ereignisse wie Missbrauch, familiäre Konflikte oder Mobbing können zu selbstverletzendem Verhalten führen. Das hilft, um mit traumatischen Erinnerungen und den damit verbundenen Emotionen umzugehen.
  4. Soziale Einflüsse: Jugendliche können sich selbst verletzen, um sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen oder um Aufmerksamkeit zu erlangen. Dies kann durch Peer-Pressure (Gruppenzwang), den Einfluss von Medien oder durch das Nachahmen von Verhaltensweisen anderer geschehen.
  5. Identitätsfindung: Während sie “erwachsen werden” suchen Jugendliche oft nach ihrer Identität und ihrem Platz in der Welt. Das Selbstverletzen kann eine Möglichkeit sein, sich selbst zu spüren oder eine Identität zu formen, die von anderen abweicht.
  6. Kognitive Verzerrungen: Jugendliche, die sich selbst verletzen, können verzerrte Denkmuster haben, die sie dazu bringen, sich selbst abzuwerten oder ihre Problembewältigungsstrategien zu unterschätzen. Selbstverletzung dient hier als Strafe oder um negative Gedanken zu beruhigen.

Wichtig ist hier zu verstehen, dass diese Ursachen sich nicht gegenseitig ausschließen. Häufig wirken mehrere dieser Kategorien zusammen, um selbstverletzendes Verhalten auszulösen. Wenn Sie also bei einem Betroffenen eine mögliche Ursache erkennen, halten Sie Ausschau nach weiteren. 

Nun ist es natürlich entscheidend, Betroffene angemessen zu unterstützen und ihre Leiden zu lindern. Hier kommen nun hilfreiche Hinweise zum Umgang und Empfehlungen zur medizinischen oder anderweitigen Behandlung.

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Wie können Sie bei selbstverletzendem Verhalten unterstützen?

Möglicherweise befinden Sie sich gerade in der Situation, falls nicht, lassen Sie uns gemeinsam in diese Situation einfühlen: Ihr Kind zeigt Spuren von selbstverletzenden Verhalten. Natürlich wollen Sie es damit nicht alleine und hilflos lassen. Nun die Frage: Wie können Sie passende Unterstützung anbieten?

Natürlich bieten sich medizinische Maßnahmen mehr an, aber auch als Privatperson können Sie Betroffenen von selbstverletzendem Verhalten helfen.

Grundlage sollten Empathie und Verständnis sein. Seien Sie präsent, hören Sie zu, ohne zu verurteilen, probieren Sie einfach da zu sein.   

Wichtig ist auch eine offene Kommunikation. Ihr Kind sollte sich Ihnen ohne Vorbehalte anvertrauen. Sie sollten aber ebenso positiv und authentisch darauf antworten. 

Viele Betroffene von selbstverletzendem Verhalten schaffen es nicht, selbstständig professionelle Hilfe zu suchen. Unterstützen Sie dabei! Übernehmen Sie bspw. die Kontaktaufnahme mit Ärzten, klären die Termine ab und begleiten die Person bei den Untersuchungen. 

Bei akuter Gefahr kann auch das Wohnumfeld bedeutend sein. Entledigen Sie sich potentieller Gefahrenquellen: Verstecken Sie Messer und andere Klingen oder werfen Sie Alkohol und andere Drogen weg. 

Achten Sie dringend auch auf Ihre psychische Gesundheit. Kontakt mit hilfsbedürftigen Personen kann enormen Stress für einen selbst bedeuten. Hier besteht die Möglichkeit, selbst an einer Depression o.ä. zu erkranken.  

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Wie kann die Medizin bei selbstverletzendem Verhalten helfen?

Nun abschließend noch verschiedene Möglichkeiten um medizinische Hilfe zu erhalten.

Eine Psychotherapie mag für den einen oder anderen vielleicht abschreckend wirken, kann aber wahre Wunder bewirken. Hier können gesunde Bewältigungsstrategien vermittelt werden, mit denen Jugendliche sich besser regulieren und ihre Problematik langfristig angehen können.

Teil dieser Therapie ist meist eine medikamentöse Behandlung. Damit können Stimmungsschwankungen verhindert werden. Vor allem bei Depressionen und Angststörungen ist das extrem hilfreich. Das sind häufige Ursachen für selbstverletzendes Verhalten     

Sollte die Familienbeziehung Grund für die Probleme sein, könnte eine Familientherapie funktionieren. Die Kommunikation wird verbessert und ein unterstützendes familiäres Umfeld geschaffen.

Ähnlich verhält es sich mit Gleichaltrigen. Sollten diese potentiell für das selbstverletzende Verhalten verantwortlich sein, könnte man von einer Gruppentherapie profitieren. Wichtig dabei ist, dass es sich um eine Gruppe Jugendlicher im selben Alter und mit ähnlichen Problemen handelt. 

Als letzte Empfehlung möchte ich gerne auf sogenanntes Skill-Training verweisen. Hier trainiert man Fähigkeiten, mit denen Stress und emotionale Herausforderungen einfacher bewältigt werden können.

 

Zusammenfassung

Bei selbstverletzendem Verhalten ist es wie beim Autofahren. Sie kennen das bestimmt: jemand nimmt Ihnen die Vorfahrt, es staut sich kilometerweit und Sie haben das Gefühl, dass die Ampel einfach nie grün wird. Viele verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass Sie nach einer kurzen Fahrt komplett gestresst sind und schlechte Laune haben. Bei selbstverletzendem Verhalten funktioniert es genauso. Mehrere Einflüsse bringen Ihr Kind dazu, extreme Lösungen für die Stressbewältigung zu nutzen. Halten Sie also die Augen offen nach einer Vielzahl von Ursachen und seien Sie auch bereit, dafür verschiedene Therapiemöglichkeiten auszuprobieren. 

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